Leichter Nebel liegt in der Luft an diesem 5. Februar 1993. Eine Cessna bekommt kurz nach dem Start am Flughafen Köln-Bonn Probleme. Der Pilot will umkehren, doch die Landebahn erreicht das Kleinflugzeug nicht mehr. Es stürzt am Linder Mauspfad in ein Wohnhaus. Für den Piloten kommt jede Hilfe zu spät. Ein Großaufgebot der Feuerwehr ist vor Ort und später auch das THW Porz. Dessen Aufgabe: Haus absichern, Trümmerteile bergen. Auch Michael Höfer war damals dabei, er kann sich noch genau daran erinnern. Zu diesem Zeitpunkt war er seit drei Jahren ehrenamtlich beim THW tätig. Viele weitere Einsätze sind mit den Jahren dazugekommen.
„Die Aufgaben des THW sind sehr vielfältig“, sagt Höfer, heute Beauftragter des THW Ortsverbandes Porz. Das THW steht bereit bei Hilfstransporten und Verkehrsunfällen. Bei Hochwasser werden Keller ausgepumpt, bei Sturm Schäden beseitigt. Nach dem Einsturz des Stadtarchivs war es aktiv in die Leitung der Aufräumarbeiten mit eingebunden, genauso wie bei der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal. Höfer erklärt die Aufgaben des THW so: Ein Rettungsdienst wie die Feuerwehr ist „der Sprinter“, der schnell vor Ort ist, um Menschenleben zu retten und Gefahren zum Beispiel durch Brände zu bannen. Das THW hingegen sei mehr „der Marathonläufer“, der nach Katastrophen beispielsweise die Stromversorgung wieder herstellt, Gebäude absichert und wie im Ahrtal erste Behelfsbrücken für die Versorgung baut.
Ohne Rückhalt geht es nicht
In Köln sind es rund vierhundert Männer und Frauen sowie sechzig Kinder und Jugendliche, die sich im THW ehrenamtlich engagieren – aufgeteilt in die drei Ortsverbände Nord-West, Ost und Porz. Sie feiern in diesem Jahr einen runden Geburtstag – den siebzigsten. Am 26. Mai 1952 hatten sich fünf Kölner, unter ihnen Jakob Bittner und Günther Starck, zusammengefunden, um in der Domstadt eine Katastrophenschutzeinheit ins Leben zu rufen.
Die Katastrophenhelferinnen und -helfer sind oft im Einsatz. „Ohne den Rückhalt der Familie ist dies nicht möglich“, sagt Höfer. Auch Arbeitgeber müssen mitspielen. Denn sind Berufstätige im Einsatz, fehlen sie am Arbeitsplatz. Lohn und Gehalt werden zwar vom THW erstattet, dennoch schmeckt das immer öfter nicht jeder Firma, daraus macht Höfer keinen Hehl.
98 Prozent im Ehrenamt
Als Bundesanstalt gehört das THW organisatorisch zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministers. Rund 80.000 Menschen sind bundesweit und international dafür tätig, davon 98 Prozent ehrenamtlich. Sie alle durchliefen eine mehrmonatige Grundausbildung. Wie funktioniert eine Motorsäge? Wie gehe ich mit Spanngurten und Leitern um? Welche gesetzlichen Grundlagen haben Sicherheit und Gesundheitsschutz? Fragen, auf die es in Theorie und Praxis Antworten gibt. „Erst danach spezialisieren sich die Helferinnen und Helfer“, sagt Höfer. Wer zum Beispiel Fahrzeugführer werden will, bekommt eine entsprechende Fachausbildung. So sind alle gut gerüstet, auch für internationale Einsätze: beim Erdbeben in der Türkei 1966, der Sanierung von Kinderheimen in Rumänien 1990, dem Aufbau eines Flüchtlingsdorfes 1993 in Somalia und in Südostasien nach dem Tsunami 2004, um nur einige zu nennen. Aktuell ist das THW für Geflüchtete aus der Ukraine im Einsatz.
Um Mitglied der THW-Familie zu werden, brauchen Interessenten keine technische Ausbildung. Sie müssen nur zwei Dinge mitbringen, sagt Höfer: „Interesse und Motivation – alles andere bekommt man beigebracht.“
rde; Heft 5/22, Seite 12 & 13